Wenn du denkst und denkst und es denkt und denkt…
Ich weiss nicht, wie es dir so geht, aber ich hatte früher immer wieder Momente, in denen sich meine Gedanken selbständig gemacht haben oder im Kreise drehten. Leider waren dies keine Aufsteller wie “du bist einfach die beste, schönste und intelligenteste Frau, die ich kenne. Superwoman sozusagen”. Nein, die Gedankenkarusselle, in denen ich dann festklebte, waren weder nützlich noch positiv. Und je mehr ich sie vertreiben wollte, desto stärker blieben sie an mir haften. Ein kleiner Teufelskreis hatte begonnen.
Möglicherweise steckst du grad in einer ähnlichen Situation: Deine negativen Gedanken drehen und wenden sich einer Wendeltreppe ähnlich und ziehen dich tief nach unten in den Keller. Sie begleiten dich und lassen dich nicht in Ruhe. Du denkst Dinge wie „ich bin zu dick“ oder „ich bin einfach doof“ oder „ich mache immer alles falsch“ und du denkst dies nicht täglich, sondern stündlich und minütlich. Du schaffst es auch nicht mehr, dich von diesen Gedanken zu trennen, denn sie vereinnahmen dich komplett und werden sozusagen eins mit dir.
Und wenn das nicht schon genug wäre, ziehst du mit solchen Gedanken auch noch diejenigen Situationen und Personen an, die dir deine eigenen Gefühle widerspiegeln und dir zeigen, wie unperfekt du doch bist. Überall begegnen dir nur die superschlanken Frauen mit den ellenlangen Beinen — natürlich fühlst du dich 10 Zentner schwerer. Du triffst dich mit Personen, in deren Augen du alles falsch machst und die dir immer wieder zeigen, dass du so, wie du bist, nicht wirklich liebenswert bist. Diese Menschen dienen dir zwar nur als Spiegel deiner eigenen Ablehnung — aber dieses Wissen hilft dir auch nicht weiter. Es geht darum, hier auszusteigen. Und das kannst nur du.
Aber wie? Wie kannst du dein Gedankenkarussell stoppen? Was kannst du tun, wenn ein negativer Gedanke aufpoppt? Wie kannst du dir selber gegenüber positiver eingestellt sein?
Hier eine Anleitung in vier Schritten:
Schritt 1: Beobachterrolle einnehmen
Wenn ein Gedanke auftaucht, kannst du als Erstes in die Beobachterrolle schlüpfen. Du kannst zu dir sagen „Ah, da ist der Gedanke wieder, der meint, dass ich doof sei. Ist ja interessant.“ In dem Moment, in dem dir bewusst wird, dass du den Gedanken hast, akzeptierst du, dass du ihn hast. Du begreifst aber auch, dass es lediglich ein Gedanke ist. Nichts weiter als ein Gedanke.
Schritt 2: Sich vom Gedanken distanzieren
Im nächsten Schritt, darfst du Abstand vom Gedanken nehmen. Nicht verdrängen, sondern Abstand nehmen, z. B. mit Worten wie „für diesen Gedanken stelle ich mich jetzt nicht zur Verfügung“. Eine andere Möglichkeit wäre zu sagen „Ich habe einen Gedanken, aber ich bin nicht mein Gedanke.“
Vielleicht hilft dir in diesem Zusammenhang auch das folgende Zitat vom italienischen Psychiater Roberto Assagioli weiter:
Ich habe einen Körper, aber ich bin nicht mein Körper.
Ich habe Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle.
Ich habe einen Verstand, aber ich bin nicht mein Verstand.
Ich bin ein Zentrum aus reinem Bewusstsein.
Schritt 3: Eine positive Erinnerung abrufen
Als Nächstes kannst du ein schönes Ereignis oder eine Situation in Erinnerung rufen, in der du glücklich und zufrieden warst. Diese positive Erinnerung holt dich aus deinem negativen Gedankenkarussell raus und bringt dich auf andere Gedanken.
Schritt 4: Gefühl wahrnehmen
Nachdem du die Schritte 1 bis 3 ausgeführt hast, achte auf dein Gefühl. Was für ein Gefühl nimmst du wahr? Fühlst du dich besser?
Gar gut? Da deine Gedanken und deine Gefühle miteinander gekoppelt sind, ist es wichtig, dass du auch deine Gefühle beachtest. Der Auslöser für ein schlechtes Gefühl ist ein negativer Gedanke. Und wenn sich dein Gefühl nicht verbessert hat, ist da immer noch ein schädlicher Gedanke. Beginne wieder bei Schritt 1, da die Schritte 1 bis 3 noch nicht integriert zu sein scheinen.
Dokumente und Übungen zum Herunterladen
- Ein Merkblatt mit den 4 Schritten findest du hier.
- Zu den Sätzen von Roberto Assagioli kannst du hier weiterführende Gedanken herunterladen kannst. Das Original meiner PDF-Anleitung stammt vom Seminarhaus Schmiede. Du findest es hier.